The Invention of Economic Jurisprudence. From Jhering to Posner

From Jhering to Posner

Abstract

Im Gefolge des amerikanischen Law & Economics sind einige gut gelungene Monographien zur ökonomischen Rechtswissenschaft entstanden, die zum Teil auch deren historische Grundlagen einbeziehen. Mir ist jedoch keine bekannt, die versucht, den Ursprung der Ökonomisierung der Jurisprudenz im modernen Privatrechtsdenken selbst nachzuzeichnen und von dort aus entlang ihrer eigenen normativen Ansprüche und inneren Spannungen zu entwickeln. Dies ist, zugegebenermaßen in sehr abstrakter Weise, der Originalitätsanspruch meines Dissertationsprojekts "Die Erfindung der ökonomischen Jurisprudenz - Von Jhering bis Posner", den dieser Beitrag akzentuiert darstellen soll. Dies bedarf einer weiteren Konkretisierung und Klärung der Begriffe und Absichten, um die es hier geht.

Unter "Erfindung" verstehe ich eine mehrstufige Transformation, die das Privatrecht von der begrifflichen Rationalität und dem Postulat der Freiheit und Gleichheit zur ökonomischen Logik führt. Das Privatrecht wird dadurch, so meine These, für sich selbst zu dem, was es an sich selbst gewesen ist. Demnach mag die von Kant und Locke inspirierte autonome Privatrechtswissenschaft zu Savignys Zeiten noch auf die Herstellung einer staatsfreien Sphäre zwischen Freien und Gleichen abgezielt und damit als Grundrechtsäquivalent fungiert haben. Zugleich war sie aber bereits mit ökonomischen Zwecken verwoben, mit der Befriedigung der Bedürfnisse des "Lebens" und des Handels, wie Jhering, der damals noch in Rechtsbegriffen dachte, es formulierte. Mit dem "postkonzeptionellen" Jhering ab den 1860er Jahren und später mit der Hayek'schen Rechts- und Wirtschaftstheorie werden diese Ziele deutlicher und treten schließlich als die entscheidenden hervor. Sie führen das Privatrecht zu wirtschaftlicher Effizienz und Maximierung als seinem eigentlichen Kerninhalt.